Samstag, 14. Juli 2012

Ritter des heißen Strahls

Und schon sind wieder ein paar Wochen rum. Kurz vor dem Abflug nach Deutschland haben Daniel und ich uns zusammen mit Ben, Matt und Charlie schon einmal auf Deutschland eingestellt und ein Rammstein-Konzert in Dallas besucht. Bin jetzt zwar nicht der große Fan, aber ich wollte mir mal die Bühnenshow angucken, die ja immer relativ spektakulär sein soll. Und wir wurden nicht enttäuscht, auf der Bühne wurde so ziemlich alles dafür benutzt um Feuer oder Pyrotechnik darin unterzubringen, am krassesten war ein Flammenwerfer, mit dem aus über zehn Metern ein überdimensionierter Kochtopf angefeuert wurde, in dem der Keyboarder saß. Was das jetzt genau bedeuten sollte, keine Ahnung, sah aber ziemlich beeindruckend aus. Der Flug verlief dann ziemlich entspannt, konnten direkt aus Sheppard fliegen und brauchten so für die Strecke nach Dallas nur 20 Minuten statt 2,5 Stunden. Auch der Rest der Reise war sehr entspannt. War dann richtig schön, ein paar Tage daheim verbringen zu können und etwas Energie für die zweite Phase zu tanken. Cole musste zwar zwischendurch zur Uni, aber trotzdem haben wir zur Abwechslung mal ein bisschen Zeit miteinander verbringen können. Milka und Malin haben auch etwas verdutzt geguckt, als ich aus dem Auto gestiegen bin, aber dann waren sie völlig aus dem Häuschen. Leider ging die Woche viel zu schnell vorbei und eh ich mich versah, saß ich schon wieder im Flieger zurück nach Sheppard.

Zurück in Sheppard ging es dann direkt mit den Academics-Unterrichten für die zweite Ausbildungsphase weiter, denn bevor wir sie fliegen dürfen, mussten wir erst einmal alles über die T38 "Talon" lernen. Ist ein ziemlich betagter Flieger, der aber über die Jahre immer wieder nachgerüstet wurde. Der Flieger soll wohl noch bis 2030 weiterfliegen und wäre dann fast 80 Jahre alt! Bei so einem Alter ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Systeme manchmal kleine Macken haben... Neben den Systems gab es dann noch eine kurze Einweisung in den Schleudersitz, ein deutlich älteres Modell als noch in der T6, und ein bisschen Aerodynamics mussten wir auch noch einmal büffeln, denn um überschallfähig zu sein, muss der Flieger etwas anders konstruiert sein, als z.B. die T6 und verhält sich dann auch etwas anders. Die Zeit verging aber doch recht schnell, schon allein, weil wir von morgens bis abends beschäftigt wurden. Parallel fingen dann schon die ersten Simulatorstunden an und eh wir uns versahen, waren wir schon auf der Flightline angekommen.

Zum Sommeranfang am 21.06. war es dann soweit, der erste Flug auf der T38. Mein IP hat mich gleich alles selber machen lassen und es hat auch größtenteils ganz gut geklappt. War natürlich alles ungewohnt, selbst wenn man das im Simulator vorher schon zig mal durchgemacht hat, aber ist dann doch was anderes, wenn man dann tatsächlich 6 Tonnen Stahl und Sprit unter dem Hintern hat, und dann den Sprit auch noch anzündet. Es geht alles doch deutlich schneller als in der T6, aber zum Glück ist auch alles größer, so dass sich das wieder etwas relativiert. Ist aber schon ein cooles Gefühl, wenn das erste Mal der Afterburner angeht und man in den Sitz gedrückt wird. Der Preis für das Gefühl sind fast 3000 Pfund Sprit, die wir in knapp über einer Stunde verbrauchen, da könnte mein Auto glaub ich nen ganzes Jahr von fahren. Danach ging es dann direkt weiter mit den Flügen, denn der Zeitplan ist relativ straff gestrickt. Der neunte Flug ist schon ein Soloflug, und der ist nicht wie in der T6 nur am Platz, sondern eine Full-Up Mission, in der man in die Area geht, da seine Maneuver fliegt und dann wieder zurück kommt. War schon etwas unheimlich, weil man ja nach so ein paar Flügen doch noch nicht ganz so vertraut ist mit dem Flieger. Alleine fallen einem auch erst einmal die ganzen Geräusche auf, die der Flieger noch so macht. Man zwingt sich dadurch ganz automatisch, regelmäßig seine Instrumente zu checken, wäre nicht das erste Mal, dass eine Engine ausgeht, aber zum Glück haben wir ja jetzt zwei davon. Ist dann aber doch alles gut gegangen und ich bin gut wieder am Boden angekommen, auch wenn meine Landungen etwas gezwungen waren. Aus unserer Schwesterflight haben es ein paar Leute geschafft, ihren Jet zu verbiegen, weil sie etwas zu viele G's gezogen haben. Direkt nach dem Soloflug ging es dann erst einmal in eine kurze Pause, denn der Independence Day stand an. Hab das als willkommene Pause genutzt, um einfach mal abzuschalten, das Arbeitspensum in den Tagen und Wochen zuvor war doch ziemlich hoch. Leider gingen auch die beiden freien Tage viel zu schnell vorbei und der nächste Feiertag lässt noch etwas auf sich warten, im September glaub ich erst... Nächste Woche stehen jetzt erst einmal die ersten Checkrides auf dem Programm und am Wochenende danach geht es schon auf den Crosscountry. Geplant ist Eglin, Florida - wäre schon ein ziemlich cooles Wochenende - mit dem Jet runter düsen, abends an die Strandbar, am nächsten Tag an den Strand und dann am Sonntag wieder zurück düsen. Darf ich keinem sagen, dass ich dafür sogar noch Geld kriege... Mal hoffen, dass das Wetter mitspielt!

Die wenige freie Zeit, die nebem dem Fliegen noch bleibt, nutze ich in letzter Zeit für ein paar längere Radtouren, denn das Hotter n Hell rückt näher und derzeit bin ich noch nicht in der richtigen Form dafür. Aber es wird! Letzte Woche waren wir dann relativ spontan unterwegs zur Waurika Bridge, die Brücke, die wir bei unseren LowLevel-Routen mit der T6 immer überflogen haben zu Beginn der Strecke. War interessant das mal aus der anderen Perspektive zu sehen. Nur, mit dem Flieger waren wir in zehn Minuten da, mit dem Rad haben wir knapp zwei Stunden gebraucht. Der Hinweg war dabei noch ganz gut, sind morgens um halb acht losgefahren und es war noch vergleichsweise kühl, aber auf dem Rückweg hatten wir dann Gegenwind und die Sonne brannte uns auf den Pelz. Als wir dann auch noch einmal falsch abgebogen sind, wurde der Weg sehr lang und die Beine sehr schwer. Nach über vier Stunden waren wir dann wieder zurück, hatten aber auch stolze 114km zurückgelegt. Noch 50km mehr und wir hätten die 100 Meilen vollgemacht. Hat uns zumindest gezeigt, dass die 100 Meilen machbar sind, auch wenn wir noch ein bisschen trainieren wollen, damit der Tag danach nicht ganz so schlimm wird...
Wer übrigens mal ein paar "bewegte Bilder" sehen möchte, statt die Fotos unten, der muss am 17. Juli mal Galileo anschmeißen, die haben hier eine kurze Reportage gedreht, die da dann ausgestrahlt wird...

07-12