Samstag, 26. November 2011

Zeit vergeht (nicht nur) im Flug


Anfang November fand die Graduation unserer Vorgänger-Klasse 12-01 statt. Vor der eigentlichen Graduierungs-Feier fand für die deutschen Flugschüler noch ein Pregraduation Dinner statt, bei denen neben den deutschen Fluglehrern und -schülern auch die Familien dabei waren, die für die Graduierungsfeier angereist waren. Neben einem zwar leckeren, aber teilweise schon kalten Essen - die Ami's haben das irgendwie nicht so richtig drauf, größere Gesellschaften zu versorgen - gab es ein paar mehr oder weniger lustige Geschichten aus dem Cockpit zu hören und ein paar Geschenke der Schüler an die IPs und umgekehrt. Die eigentliche Feier fand dann am Freitag Abend im Kinosaal statt. Als Junior Class, oder Baby Class, wie wir von den meisten genannt werden, war es unsere Aufgabe, bei der Durchführung zu unterstützten. Eine unserer "Pflichten" war es, die VIP's in Emfpang zu nehmen und zu ihren Plätzen im Auditorium zu geleiten. War ganz nett, so konnte man sich mit denen ein bisschen unterhalten. Lustig war, dass die besser wussten als wir, wo sie sitzen würden, weil sie das schon gefühlte hundert Mal mitgemacht haben - alle sechs Wochen halt. Die Veranstaltung selber war sehr gelungen, man kriegt da schon teilweise eine Gänsehaut. Sonst hatten wir an dem Wochenende nicht viel geplant, war am Samstag wieder eine Runde mit dem Rennrad unterwegs. Abends hatte Texas bzw. das nahe gelegene Oklahoma dann noch eine Überraschung für mich parat - während ich nichts ahnend am PC saß, fingen plötzlich die Wände an zu wackeln und meine Ordner fielen aus dem Regal - ein Erdbeben der Stärke 5.6 in der Nähe von Oklahoma. Da ist man fünf Monate in Kalifornien, wo man mit Erdbeben rechnet und nix passiert, und kaum ist man fünf Wochen in Texas, schon wackeln die Wände. Ist aber außer ein paar Dellen in meinen Ordnern nix passiert.
Noch 52 Wochen!!


Für uns ging es dann auch endlich mit dem Fliegen los, zumindest schon einmal im Simulator. Am Anfang war ich natürlich total überfordert, aber nach den ersten beiden Flügen klärte sich das Bild so langsam auf und der Flieger bzw. der Simulator machte in etwa das, was ich von ihm wollte. Haben hier drei verschiedene Typen von Simulatoren: UTD, stellt nur das Cockpit dar, ohne einen Bildschirm und ist vor allem für das Procedural Training, also wann lege ich welchen Schalter um gedacht; IFT, das ist dann im Prinzip ein UTD mit einem großen Bildschirm davor. Man kann damit schon ganz nett durch die Gegend fliegen, ist quasi Microsoft FlightSimulator Deluxe; OFT, der bietet dann statt einem Frontalbildschirm einen 270°-Dome, so dass man sich im Flieger umgucken kann. Macht richtig Spaß den zu fliegen und der gaukelt einem schon fast das richtige Fluggefühl vor. Habe da einmal einen Spin drin geflogen, und danach war mir ein wenig schwindelig. Dank des Veterans Days haben wir dann nur eine kurze Woche gehabt und machten uns dann mit ein paar Ami's aus unserer Klasse auf den Weg nach Austin, der Hauptstadt von Texas und dank der großen Universität eine super Party-Stadt. Die Fahrt war schon alleine den Ausflug wert, hatten ne Menge Spaß im Auto und beim Mittagessen bei Hooters. Abends ging es dann erst in eine Sushi-Bar, in der wir statt Sushi aber vor allem Sake genossen haben und danach in verschiedene Bars. Waren wirklich nette Bars und auch nette Leute, nicht ganz so - sagen wir mal einfache - Leute wie in Wichita Falls.
Noch 51 Wochen!!!


An unserem langen Wochenende mussten wir dann aber auch noch eine Menge lernen, denn es standen weitere Prüfungen an, die aber ohne größere Probleme gemeistert wurden. Ab Donnerstag fanden wir uns dann in unserer Flight wieder, also quasi unserem Klassenzimmer wieder. Die Klasse, also alle 24 Flugschüler, wurde dafür in zwei Flights á 12 Flugschüler eingeteilt. Daniel und ich sind dann in der F-Flight gelandet, während Ben und Timo in der E-Flight sind. Versteht sich von selbst, dass die F-Flight die coolere ist. Damit verbunden waren leider auch längere Tage, da wir jetzt neben unseren Unterrichten in der Flight über verschiedenste Themen gebrieft wurden. Am Wochenende war dann Mästen angesagt - Thanksgiving steht vor der Tür, und da die Amerikaner das alle mit ihren Familien feiern und dafür auch durch die halbe Welt reisen, wurden die offiziellen Feiern eine Woche vorgezogen. Am Samstag Abend waren wir erst einmal von der Junior League eingeladen. Die Junior League sind im Prinzip eine Gruppe reicher Leute hier aus Wichita Falls, die als eine Art Förderer & Freunde für den deutschen Anteil auftreten. Jedes Jahr laden die dann alle Deutschen in eine kleine, nette Villa ein und servieren Truthahn. Umsonst essen, und das auch noch in einer schicken Umgebung, was will man mehr. War größtenteils auch sehr lecker, nur so ein paar Sachen waren dann typisch-amerikanisch versüßt. Direkt nach dem Essen sind wir dann auch schon wieder losgefahren, da am gleichen Abend noch die Changeover-Party unserer Flight stattfand, bei der quasi die alte Flight das Zepter and die neue Flight übergibt. Ich hab dann leider (oder zum Glück) die dazugehörigen Spielchen verpasst, aber war ganz nett schon mal einen ersten Eindruck von den Fluglehrern zu gewinnen. Am nächsten Tag waren wir dann als Flight bei unserem Classlead, quasi Klassensprecher, zum Thanksgiving-Dinner eingeladen. War auch wieder sehr lecker und das Rahmenprogramm war deutlich spannender - statt trockener Reden gab es Football im Fernsehen. Die Cowboys gewannen in letzter Minute, was will man mehr? Vielleicht einen Tag mit 36 Stunden, denn irgendwie fehlte bei dem ganzen Essen die Zeit, die anstehenden Flüge und Tests vorzubereiten...
Noch 50 Wochen!





Endlich war es dann soweit. Am Montag sollte der sogenannte Dollarride stattfinden, also der erste Flug auf dem neuen Flugmuster - der Mighty T6 Texan II. Allerdings setzten sich ein paar Gewitter in unserer Nähe fest, so dass dann die Flüge ausfielen. Drei von uns hatten es zwar bis in den Flieger geschafft und einer war tatsächlich fast bis zur Runway gekommen, aber dann wurden über Funk alle wieder zurückbeordert. Am Dienstag unternahmen wir dann den nächsten Versuch. Das Wetter war zwar immer noch nicht besonders gut, aber es war gut genug, um starten zu dürfen. Die erste Herausforderung war es, sich richtig anzuziehen. Gar nicht so einfach, die G-Hose, das Gurtzeug und den Helm mit den Schläuchen nicht miteinander zu verknoten. Mit Hilfe meines Crewchiefs, also dem Techniker, der den Flieger vorbereitet und beim Start unterstützt, hab ich es dann aber trotz defekten Reißverschlusses ins Cockpit geschafft. Durfte dann beim ersten Flug nicht sooo viel selber machen, zum einen, weil ich ja noch nichts kann, zum anderen aber auch, weil es durch das Wetter einige Restriktionen gab, nur in unserem Übungsgebiet durfte ich dann ein bisschen durch die Gegend düsen. Gab dann noch eine kurze Tour durch die Gegend, bei der ich natürlich hoffnungslos überfordert war mit den ganzen neuen Eindrücken. Als besonderes Highlight hat mir mein IP dann noch eine kurze Aerobatics-Demo gegeben und mir eine Cuban Eight und einen Immelmann vorgeflogen. Was soll ich sagen - das fetzt! Man merkt, dass die T6 deutlich mehr Power hat als die Grob - 1100 PS sind schon ne Hausnummer. Am nächsten Tag war es dann schon deutlich besser - sonniges Wetter und so konnte ich dann eigentlich alles selber machen - taxien, abheben und in die Area fliegen. Hat sogar alles ziemlich gut geklappt, war selber überrascht. War nach anderthalb Stunden dann zwar ziemlich fertig, aber hab meine erste Landung mit der T6 gemacht!





Am Donnerstag nutzten wir dann das lange Thanksgiving-Wochenende, um nach Dallas zu fahren. Daniel und ich hatten am Mittwoch spontan noch Tickets für das Spiel der Cowboys ergattert. Die Plätze waren zwar direkt unter dem Dach der Halle, aber man hatte eine Supersicht auf das Feld und - falls einem das zu klein war - auf den riesigen Videowürfel. Das Stadion hatte mal eben Platz für 80.000 Zuschauer und war auch fast ausverkauft. Die erste Halbzeit war relativ ausgeglichen und nicht so richtig spannend. In der Halbzeitpause fingen dann plötzlich Helfer an eine Bühne zu errichten. Wie sich herausstellte, findet Thanksgiving immer ein Mini-Konzert statt, um für die Arbeit der Heilsarmee zu werben. Dieses Jahr war Enrique Iglesias da und wurde von Pitbull unterstützt. Nach zwanzig Minuten war dann das ganze schon wieder vorbei. Die zweite Halbzeit war dann schon spannender. Neben einer getackelten Cheerleaderin gab es ein Last-Minute-Fieldgoal für die Cowboys, die so in der letzten Sekunde das Spiel noch drehten. Die Stimmung war dementsprechend gut. War ein super Erlebnis, allerdings ist die Stimmung in nem Fußballstadion deutlich besser. Die Ami's sind meist einfach nur laut, Fangesänge kennen die so nicht. Dafür machen sie aber mehr Show, der Einlauf der Teams mit Feuerwerk war schon gut anzusehen.
Noch 49 Wochen! - Und nur noch 4 Wochen, dann krieg ich Besuch! :)

Bilder werden noch nachgeliefert...



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